Sommer, Sonne, Strand – drei Begriffe, die einem auf der Zunge zergehen und die stets mit Digitalen Nomaden in Verbindung gebracht werden. Doch tropisches Klima und ein strahlend blaues Meer müssen nicht immer gegeben sein, schließlich gibt es sehenswerte Orte auf dieser Welt wie Sand am Meer. So zum Beispiel Rumäniens Hauptstadt Bukarest, die immer einen Besuch wert ist und von der aus man wunderbar sein eigenes Business vorantreiben kann.
Vor kurzem habe ich eine knappe Woche in Bukarest verbracht. Ein Kurzurlaub, oder vielmehr ein Scouting für potenzielle Reiseziele für Digitale Nomaden, der mich nicht nur positiv vom „Paris des Ostens“ überraschte, sondern mir bereits nach wenigen Stunden deutlich machte, dass sich die Stadt doch eigentlich ganz wunderbar zum ortsunabhängigen Arbeiten anbietet. Warum genau, werde ich dir gleich etwas näher erläutern.
Bevor es aber soweit ist, möchte ich noch ein bisschen von der 2-Millionen-Metropole schwärmen. Nicht nur, dass ich von den neuen Fassaden und gut erhaltenen Gebäuden begeistert war. Auch die gute Lebensqualität und die hohe Sicherheit haben mich sehr beeindruckt. Beides hatte ich ebenso wenig erwartet wie das pulsierende Leben in der Innenstadt. Vom Flair her ein bisschen wie Berlin, wenn auch anders.
Anreise und Infrastruktur
Die Anreise nach Bukarest mit dem Flugzeug gestaltet sich als relativ einfach und kostengünstig. So gibt es Flüge mit Air Berlin ab Berlin oder Blue Air ab Stuttgart bereits ab 113 Euro, wobei der Rückflug bereits eingerechnet ist. Die Reisezeit beträgt gut zwei Stunden, für alteingesessene Nomaden also ein Katzensprung.
Weitaus länger dauert die Anfahrt nach Bukarest logischerweise mit dem Bus oder dem Auto. So ist ein Bekannter von mir regelmäßig mit dem Auto von Stuttgart nach Bukarest unterwegs und benötigt dafür mal eben 18 Stunden. Zeit, die du als Digitaler Nomade definitiv nicht verlieren solltest, zumal du mit dem Auto oder via Bus nicht wirklich günstiger bist.
Wenn du innerhalb Bukarests mobil sein willst, dann gibt es ein gut vernetztes U-Bahn-System oder zahlreiche Taxis, auf die du zurückgreifen kannst. Wie in vielen anderen Ländern auch, solltest du darauf achten, dass das Taxameter eingeschaltet ist. Sind die Kosten vom Otopeni Airport bis in die Innenstadt (Sektor 3) höher als zehn Euro, dann wurdest du übers Ohr gehauen. Mache dich auch damit vertraut, dass es für die rasanten Taxifahrten nicht immer Gurte zum Anschnallen gibt.
Für kurze Wege in der Innenstadt gibt es sogar einen zweispurigen Fahrradweg. Schaue die aber vorher an, welche Wege du mit dem Rad zurücklegen musst. Liegt deine Wohnung etwas außerhalb, dann sind ausgebaute Wege tabu und die überfüllten Straßen ein großes Sicherheitsrisiko. Am besten vorher einmal ablaufen und schauen, welche Art von Fortbewegungsmittel für dich am geeignetsten ist.
Arbeitsalltag in Bukarest
Bukarest ist eine Stadt im Aufwind. Bereits beim Durchlaufen wird deutlich, dass hier sehr viel Staatsgelder hineinfließen, um die Bauwerke zu restaurieren und die Stadt sauber von Müll und Kriminellen zu halten. Erste Coworking Spaces haben sich längst breit gemacht, wobei ich dir zwei der bekanntesten kurz vorstellen möchte:
- Impact Hub (impacthub.ro)
Der Impacthub ist der wohl bekannteste Coworking Space in Bukarest und besticht vor allem durch seine zentrale Lage zwischen dem Boulevard Unirii mit seinen zahlreichen Einkaufsmöglichkeiten und dem Kern der historischen Altstadt. Was die Preise betrifft, so differenzieren sich diese nicht allzu stark von den Anbietern in Deutschland. Kosten 25 Stunden pro Monat 35 Euro, also pro Arbeitstag circa 12 Euro, so zahlst du für einen kompletten Monat 120 Euro.
- Connect Hub (connecthub.ro)
Etwas günstiger und zugleich weiter außerhalb vom Zentrum gelegen, ist der Connect Hub. Der Coworking Space kostet umgerechnet 9 Euro pro Tag und 130 Euro pro Monat, wobei dieses Angebot Öffnungszeiten von 8 bis 24 Uhr beinhaltet, was vor allem perfekt für Langschläfer geeignet ist. Schade ist nur, dass die Vorabinformationen auf der Website lediglich auf Rumänisch nachzulesen sind.
Ein größeres Manko an Bukarest sind die Cafés, die zwar in zahlreichen Variationen vorhanden sind, allerdings keine großen Fans davon sind, dass von dort aus gearbeitet wird, wie es in westlicheren Gebieten der Fall ist. Auch die öffentlichen Hotspots lassen zu wünschen übrig, sodass die Suche nach einer guten Internetverbindung und Platz zum Arbeiten, ohne böse Blicke ernten zu müssen, auf den weltweit wohl bekanntesten Kurzzeit-„Coworking Space“ hinausläuft, nämlich McDonald´s.
Unterkunft und Lebenshaltungskosten
Um präventiv gegen FastFood-Ketten vorzugehen, ist eine stabile Internetverbindung in der von dir gebuchten Unterkunft von Nöten. Schaue also vorab bei deiner Suche nach einer geeigneten Bleibe mit stabilem Netz, schließlich haben die Rahmenbedingungen für erfolgreiches Arbeiten oberste Priorität, egal um welches Reiseziel es sich handelt.
Während meines Trips nach Bukarest vor gut zwei Wochen habe ich mir ein Apartment über airbnb gemietet. Mit 17 Euro pro Nacht für einen Zeitraum von knapp einer Woche absolut in Ordnung, perfekt funktionierendes WLAN inbegriffen. Generell stehen sich Wohnungen über airbnb oder einzelne Hostels preislich in Nichts nach, daher findest du anschauliche Zimmer oder kleine Apartments, die zentral liegen, bereits ab 250 Euro pro Monat.
Auch bei den Lebenshaltungskosten sparst du im Vergleich zu Deutschland den ein oder anderen Euro, denn Bukarest ist trotz seiner zwei Millionen Einwohner eine günstige Stadt. Den 24h-Stunden-Supermarkt oder exklusive Restaurants solltest du meiden, was nicht bedeutet, abends lecker essen zu gehen. Für eine Ciorba de fasole, ein leckeres Bier und einen Verdauungsschnaps (Țuică) zahlst du in der ältesten Brauerei Bukarests, der Caru´cu bere, beispielsweise sieben Euro. Gar nicht mal so schlecht für einen Ort mit hoher Anziehungskraft für Touristen, oder?
Ein Geheimtipp für Digitale Nomaden
Ich muss gestehen, dass mich Bukarest während meines doch recht kurzen Aufenthaltes regelrecht verzaubert hat, weshalb ich in Zukunft gerne zurückkomme, um von dort aus einige Zeit zu arbeiten. Vielleicht ist die rumänische Hauptstadt sogar der perfekte Ort, um ins digitale Nomadentum zu starten. Es muss nicht immer Chiang Mai, Medellín oder Bali sein.
Ob der riesige Parlamentspalast, der nachgebaute Triumphbogen und die historische Altstadt im Winter genauso strahlen wie im Sommer, bleibt zu bezweifeln. Die Sommermonate sind auf alle Fälle weitaus angenehmer für einen Besuch, willst du dich nicht ausschließlich in deiner gemieteten Unterkunft verschanzen.
Auch, dass nur ein geringer Teil der Einheimischen der englischen Sprache mächtig ist und eine etwas andere Mentalität vorherrscht, ist sicherlich gewöhnungsbedürftig. Doch die niedrigen Lebenshaltungskosten, das Angebot an Coworking Spaces und die pulsierende Innenstadt lassen Bukarest zu einem lohnenswerten Reiseziel für Digitale Nomaden erscheinen.