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So arbeitet das New Yorker Startup Trello mit Remote Teams
I Am Digital

Interview: So arbeitet das New Yorker Startup Trello mit Remote Teams

Remote Teams: NYC Startup Trello im Interview

Es gibt sie immer noch viel zu wenig: Unternehmen, die ihre Angestellten ortsunabhängig und außerhalb ihres Büros arbeiten lassen. Diese sogenannten Remote-Arbeiter (im Deutschen veraltet auch Telearbeiter genannt) sind dank digitaler Tools mit dem restlichen Team verbunden und ins Unternehmen integriert. Um dies zu gewährleisten bedarf es einer gewissen Offenheit und Kultur im Unternehmen.

Bei I Am Digital beschäftigen wir uns viel mit der Zusammenarbeit von Remote Teams und dem ortsunabhängigen Arbeiten an sich. Und wir sprechen mit den Unternehmen, die diese Form der Arbeit bereits implementiert haben.

Trello: Ein ideales Unternehmen die Zusammenarbeit in Remote Teams?

Das New Yorker Tech-Startup Trello ist so ein Unternehmen. Trello ist ein kostenloses Projektmanagement-Tool, welches durch eine sehr übersichtliche Benutzeroberfläche die Zusammenarbeit in Projektteams erleichtern soll.

Wie bei Trello die Arbeit für Remote Teams erleichtert wird und was das für den Arbeitsalltag des Unternehmens bedeutet, finden wir im heutigen Interview mit Lydia (Recruiting Coordinator) und Liz (VP of Marketing) heraus.

Trello ist für mich eine nahezu perfektes Tool für die Zusammenarbeit mit Remote Teams aus. War das ein Faktor, warum ihr euch dazu entschieden habt, Remote-Arbeit bei euch zu erlauben?

Liz: Es hat sicherlich gut zusammengespielt. Unser erster Angestellter, der remote gearbeitet hat, war ein langjähriger Entwickler. Er ist dann nach Hawaii gezogen. Mit seiner Hilfe konnten wir von vornherein alle vorhandenen Macken beseitigen. Er war außerdem unser erster Entwickler bei Trello. Umso länger wir remote mit ihm zusammengearbeitet haben und das Produkt Trello gereift ist, desto mehr haben wir festgestellt, dass es ein produktives Tool für Remote-Arbeiter ist.

Welche Tools setzt ihr noch ein, um die Nähe im Team zu bewahren?

Lydia: Während des Arbeitstages ist jeder auf Slack. Für einfache Video-Meetings nutzen wir appear.in und für unsere monatlichen „Town Halls“ sowie die zweiwöchentlichen „Tech Talks“ nutzen wir GoToMeeting – hier geben die Mitarbeiter kurze Präsentationen über alle möglichen Themen wie Elektronik, Nagios oder wie man ein effektiverer Kommunikator wird.

Was sind die größten Vorteile eures Remote Teams und was sind die größten Herausforderungen?

Lydia: Hier bei Trello haben wir etwas, was wir „das Remote-Puzzle“ nennen: das anhaltende Bestreben, dass sich die Arbeitspraxis remote nicht sonderlich von der in unserem New Yorker Büro unterscheidet. Das bedeutet nicht, dass wir erwarten, dass die Arbeitserfahrung in unserem Büro dieselbe ist wie für unsere virtuellen Kollegen in Texas oder einem CoWorking Space in Atlanta. Wir zelebrieren die Vielfalt an Arbeitsumgebungen, die unsere Mitarbeiter für sich wählen.

Die ungezwungene Kommunikation untereinander zu opfern oder einen Verlust an Unternehmenskultur zu erleben – zwei der größten Risiken mit virtuellen Teams – funktionieren für uns nicht.

Um verbunden zu bleiben, haben wir deshalb gewisse Standards für das Arbeiten außerhalb des eigentlichen Büros eingeführt. Virtuelle Mitarbeiter müssen eine stabile Internetverbindung haben, ein Headset (welches wir wie alles weitere Equipment bereitstellen), einen vernünftigen Arbeitsplatz, festgelegte Verfügbarkeiten und eine Überlappung mit den Arbeitszeiten des restlichen Teams. Alle Meetings werden mit Hangouts und appear.in durchgeführt.

Kultur ist das größere Puzzlestück. Unser Büro in New York ist fantastisch und es ist eine besondere Atmosphäre vor Ort, aber unsere Kultur reicht über das hinaus. Die außerhalb unseres Büros arbeitenden Mitarbeiter bekommen einen Kuchen an ihrem Geburtstag, sind per Hangout bei unserem wöchentlichen Beer Bash dabei und nehmen auch an unseren gelegentlichen Talentshows und Kostümwettbewerben teil. Wie schon erwähnt, sind wir alle auf Slack, wo die Unterscheidung zwischen HQ und Remote verschwindet.

Etwas, das wir kürzlich implementiert haben, ist der so genannte „Mr. Rogers“. Dabei gibt es ein wöchentliches 15-minütiges Meetup bei dem jeweils zwei Angestellte gepaart werden. Und wir hören schon tolles Feedback von unseren Mitarbeitern, die Dinge von Kollegen lernen, mit denen sie sonst weniger zu tun haben.

Mitarbeiter anzustellen, die remote arbeiten, vergrößert den Talentpool, auf den wir Zugriff haben, enorm. Wir möchten die besten Leute für jede Position anstellen und deren Wohnort soll dabei keine Barriere darstellen.

Erlaubt ihr es euren Mitarbeitern regelmäßig umzuziehen, solange es deren Arbeit nicht beeinträchtigt?

Liz: Es hängt etwas von der Position im Unternehmen ab. Aber bisher konnte jeder Mitarbeiter, der gerne umziehen wollte, das auch erfolgreich tun. Wir helfen ihnen dabei, dass die entstehende Veränderung so glatt wie möglich läuft.

Die meisten Remote Teams treffen sich ein paar Mal im Jahr auch persönlich. Wie organisiert ihr das mit einem wachsenden Team?

Lydia: Wir planen den kompletten Prozess in Trello. Es ist wichtig einen schnellen Überblick über die Fortschritte zu haben. Die Reisen für so viele Mitarbeiter mit unterschiedlichen Voraussetzungen zu buchen kann schnell kompliziert werden, wenn man es nicht rigoros organisiert. Ich habe die Planung unserer letzten Remote-Woche in einem unserer vergangenen Blogposts detailiert dargestellt.

Trefft ihr euch in eurem HQ in New York während dieser Zeit oder fahrt ihr alle gemeinsam weg? Welche Vorteile siehst du für die jeweiligen Modelle und wie entscheidet ihr am Ende?

Lydia: Ursprünglich haben wir das immer in unserem Büro in NYC gemacht, aber wir werden das in Zukunft wohl ändern.

Unser Büro ist fantastisch, aber wenn es plötzlich doppelt so viele Menschen auf derselben Fläche gibt, führt das schnell zu Ablenkungen. Wir haben zwar alle eine super Zeit zusammen, aber wir wollen uns für den Sommer einen anderen Rückzugsort suchen.

Wir lieben zwar New York City, aber es ist schon teuer. Wir haben gemerkt, dass wir für die Kosten, die wir zahlen, um die Hälfte unserer Mitarbeiter für eine Woche nach NYC zu holen, auch mit dem ganzen Team an einen anderen coolen Ort fahren könnten.

Wenn wir mal über eure generelle Unternehmenskultur sprechen. Wie würdest du diese definieren und wie passen Remote-Arbeiter da rein?

Liz: Wir haben eine sehr flache Hierarchie und versuchen möglichst wenige Meetings abzuhalten. Wir schätzen Eigenständigkeit und behandeln jeden gleich. Wenn du eine Idee hast wie man etwas besser machen kann, super, dann probier es einfach aus. Egal, ob du in unserem New York City HQ oder irgendwo in Texas arbeitest, solange du deine Arbeit schaffst, ist das alles, was am Ende zählt.

Wie steht ihr zu der viel diskutierten Idee vornehmlich nach „cultural fit“ anstatt nach Fähigkeiten und Erfahrung einzustellen? Versucht ihr bei Trello eher ein homogenes oder ein vielfälltiges Team aufzubauen?

Liz: Bei Trello stellen wir nicht nach „cultural fit“ ein. Wir mögen diesen Begriff auch nicht sonderlich. Einer unser Mitgründer hat mal gesagt, der Begriff „cultural fit“ lässt ihn erschaudern. Natürlich haben wir Werte, Prioritäten und Ziele, und schauen, ob diese mit unseren Kandidaten übereinstimmen. Aber Menschen wegen „cultural fit“ einzustellen, ist gefährlich. Wir möchten nicht, dass alle die selben Interessen und Hobbies haben, sondern nur, dass jeder respektvoll, zuverlässig und ein guter Teamplayer ist, der klug ist und Dinge erledigt bekommt.

Wenn ihr anderen Startups oder Unternehmen etwas raten könntet, die darüber nachdenken Remote-Arbeit einzuführen, was wäre das?

Liz: Auch wenn du nur einen Mitarbeiter hast, der remote arbeitet, musst du dich als Unternehmen bereits komplett darauf einstellen. Es ist wirklich alles oder nichts. Zu keinem Punkt sollte sich jemand ausgeschlossen fühlen als das einsame Gesicht auf dem Videokonferenz-Bildschirm, während alle anderen in den Meetingraum drängen. Wenn deine Firma sich entscheidet Remote-Arbeit zu implementieren, dann bist du jetzt eine remote-freundliche Firma und die Art wie du agierst sollte das widerspiegeln.

Super, vielen Dank für eure Zeit!

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Gibt es in deinem Unternehmen Mitarbeiter die remote arbeiten oder sperrt sich dein Arbeitgeber noch dagegen? Sag uns was du von Remote-Arbeit hältst in den Kommentaren!

Photo credit: Bethany Legg

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Julian Grandke

Julian ist Co-Founder von I Am Digital. Er arbeitet als Creative für eine Berliner Influencer Marketing Agentur und schreibt für verschiedene Blogs.