Das Thema Krankenversicherung hat mir vor dem Start in die Selbstständigkeit nicht nur jede Menge Zeit geraubt, sondern vor allem Nerven gekostet. Damit es dir nicht genauso ergeht und du erste Anhaltspunkte bekommst, was bei der Wahl der richtigen Krankenversicherung auf dich zukommt, habe ich meine Erfahrungen für dich im heutigen Blogbeitrag zusammengefasst. Ein trockenes, aber unheimlich wichtiges Thema.
Das digitale Nomadenleben rückt in großen Schritten näher. Dementsprechend gilt es im Moment, möglichst viele Projekte zu pushen, Altlasten zu beseitigen und mich mit bürokratischen Ungepflegtheiten auseinander zu setzen. Eine davon ist das Thema Krankenversicherung, das während der Selbstständigkeit nicht nur für einen leeren Geldbeutel sorgt, sondern auch eine Menge Zeit in Anspruch nimmt.
Zwar bin ich auf dem Gebiet der Krankenversicherungen alles andere als ein Experte, konnte die letzten Wochen aber durchaus einige Erfahrungen sammeln. Genau diese möchte ich heute an dich weitergeben, um dir etwas mehr Einblick in eine unheimlich komplexe Materie zu verschaffen, mit der du dich wohl oder übel auseinander setzen musst, wenn du selbstbestimmt und ortsunabhängig arbeiten möchtest.
Privatversichert oder freiwillig gesetzlich?
Generell gilt, wer in Deutschland gemeldet ist, der muss eine Krankenversicherung vorweisen. Das bedeutet, dass du dir früher oder später überlegen musst, ob du eine private Krankenversicherung bevorzugst oder (sofern dies der Fall war) deine gesetzliche Krankenversicherung auf freiwillige Basis weiterführst.
Mit dem Eintritt in die Selbstständigkeit bist du keineswegs verpflichtet dich privat versichern zu müssen. Als Selbstständiger hast du die freie Entscheidung und kannst nach deinen Wünschen wählen. Hier ein paar Eckdaten und Merkmale der beiden Versicherungsformen:
1. Freiwillige gesetzliche Krankenversicherung für Selbstständige
- Die Kostenstruktur ist durchschaubar und gesetzlich geregelt.
- Die zu zahlenden Beiträge sind abhängig von den Einnahmen, die du monatlich erzielst. Daher gibt es eine Abstufung, solltest du zwischendurch ein paar schlechte Monate haben.
- Die Beitragsbemessungsgrenze liegt bei 4.237 Euro. Ist dein monatliches Einkommen über diesem Wert, dann ist das Limit deines Krankenversicherungsbeitrags bereits erreicht und es fallen keine zusätzlichen Kosten für dich an.
- Für die Berechnung der monatlichen Beiträge gehen die Versicherungen automatisch von einem Einkommen von mindestens 2.178,75 Euro aus. Das bedeutet, dass du bei einer Krankenversicherung inklusive Pflegeversicherung mit circa 385 Euro pro Monat rechnen musst. Sofern du auf Krankentagegeld nicht verzichten willst, musst du mit weiteren Kosten rechnen, die sich dann insgesamt auf ungefähr 400 Euro belaufen.
- Ist dein Einkommen anfangs oder zwischendurch sehr niedrig (< 2.178,75 Euro), dann kannst du einen Antrag auf Absenkung der Mindestgrenze stellen, wobei ich monatlich aktuell auf ungefähr 275 Euro komme. Hierbei ist das Krankentagegeld bereits inbegriffen.
2. Private Krankenversicherung für Selbstständige
- Günstige Beiträge für junge Gutverdiener, die mit dem Alter jedoch meist ansteigen.
- Freie Arztwahl.
- Nach Abschluss der privaten Krankenversicherung kommst du nur noch über ein Angestelltenverhältnis zurück in die gesetzliche Krankenversicherung.
- Je nach Tarif besteht weltweiter Krankenschutz.
- Hast du eine Familie, dann musst du deine Familienmitglieder mitversichern, was zu hohen Kosten führen kann.
- Die Beiträge sind nicht gesetzlich vorgeschrieben, variieren teilweise sehr stark und steigen mit dem Alter und den vorherigen Erkrankungen.
Es gibt also ein paar grundlegende Unterschiede zwischen den beiden Versicherungen. Sei dir also im Vorhinein im Klaren, wo du hinwillst, wieviel du verdienen kannst/wirst, ob du irgendwelche Vorerkrankungen hast und wie schnell du eine Familie gründen willst. All diese Faktoren werden eine große Rolle für die Wahl der richtigen Krankenversicherung spielen.
Die Gründe für meine Entscheidung
Mein Ausgangspunkt ist, dass ich von einem Angestelltenverhältnis in die Selbstständigkeit wechsele, um dort vorwiegend im Dienstleistungssektor zu sein. Klar, dass auch ich mir die Frage gestellt habe, welche Versicherung die für mich sinnvollste ist.
Dabei habe ich mir vor allem Rat bei anderen Jungunternehmern geholt, die nahezu alle für die freiwillige gesetzliche Krankenkasse plädierten. Auch nach meiner Recherche kam ich meist zu dem Ergebnis, dass eine freiwillige gesetzliche Krankenversicherung die für mich am geeignetsten ist.
Ausschlaggebend für meine Entscheidung waren jedoch die folgenden vier Gründe:
- Nach einem Auslandsaufenthalt ist die GKV nach dem Willen des Gesetzgebers gesetzlich verpflichtet, mich wieder aufzunehmen. Im Klartext bedeutet dies, dass ich meine Versicherung während meines ersten Trips nach Südostasien ohne Anwartschaft ruhen lassen kann und sie mich zu den vorherigen Konditionen weiterversichern muss, wenn ich wieder zurück in Deutschland bin.
- Die monatlichen Beiträge sind gesetzlich vorgeschrieben, sodass ich stets planen kann, welche Kosten auf mich zukommen. Ist mein Einkommen für einige Monate etwas niedriger, so kann ich einen Antrag auf Absenkung der Mindestgrenze stellen und „spare“ ein paar Euro.
- Anders als bei der privaten Krankenversicherung sind die Beiträge unabhängig vom Alter und dem Gesundheitszustand. Besonders bei alten Wehwehchen und chronischen Erkrankungen ist die GKV weitaus fairer und langfristig gesehen günstiger.
- Die Pflegeversicherung ist bei der freiwilligen gesetzlichen Krankenversicherung gleich mit dabei und muss nicht extra abgeschlossen werden.
Welche Versicherung ist die richtige für dich?
Die Entscheidung, welche Versicherung die richtige für dich ist, kann ich dir leider nicht abnehmen. Ich habe mich im Vorfeld nicht nur im Internet und Büchern wie dem Wireless Life Guide ausgiebig über das komplette Thema informiert, sondern habe direkt mit meiner Krankenversicherung aus dem Angestelltenverhältnis Kontakt aufgenommen und sie mit anderen Anbietern verglichen.
Mein Tipp: Informiere dich ausgiebig und vergleiche die Konditionen deiner freiwilligen gesetzlichen Krankenversicherung mit denen der privaten Krankenversicherung. Leider ist diese Form der Bürokratie mit einer Menge Aufwand verbunden, allerdings ist das Thema Krankenversicherung eines der wichtigsten, bevor du den Schritt in die Selbstständigkeit wagst. Also nimm dir genügend Zeit dafür.
Ich hoffe, dass ich dir durch meinen Artikel einen kleinen Überblick geben konnte, wie es sich mit den Krankenversicherungen verhält. Ich möchte jedoch nochmals darauf hinweisen, dass die obigen Punkte und Zahlen aus meinen Recherchen, Gesprächen mit Versicherungsangestellten und eigenen Erfahrungen resultieren und nicht unbedingt repräsentativ oder zutreffend für den Start in DEINE Selbstständigkeit sind.
Noch Fragen? Dann hinterlasse gerne einen Kommentar.
Photo Credit: William Iven | unsplash.com