Immer mehr Reiseveranstalter, Tourismusanbieter und andere Unternehmen haben sich in letzter Zeit Projekte und Kampagnen zurechtgelegt, um Blogger und Influencer für sich zu gewinnen. Diese sollen für einen begrenzten Zeitraum Botschafter für das Unternehmen oder die Region werden. Aktionen wie diese gab es bisher für alle Zeiträume von ein paar Wochen bis zu einem Jahr.
Sie sind neben dem Werbewert für Unternehmen oder Region sicherlich auch ein interessanter Einstieg für Menschen, die Interesse haben ein Leben als digitaler Nomade einmal zu testen. Die neueste Kampagne macht dabei eine auserwählte Person für sechs Monate zum Burgenblogger am Mittelrhein.
Trial Run: Digitaler Nomade auf Zeit
Es klingt wie ein traumhafter Deal. Ein Unternehmen übernimmt all deine Reise- und Unterhaltskosten und zahlt dir im Zweifel noch eine nette Aufwandsentschädigung für deine Dienste. Dafür darfst du dich mit neuen Regionen vertraut machen und über diese in Blogs und Social Media schreiben.
Das ist alles. Und wenn du in den digitalen Medien ohnehin schon unterwegs sein solltest, wird es dir leicht fallen. Anhand der erfahrungsgemäßen Auswahlkriterien für solche Aktionen, sind gewisse Vorkenntnisse und vor allem fehlende Berührungsängste aber ein Muss und in der Regel auch Bedingung um sich für so eine Aufgabe zu qualifizieren.
Ein Leben als Burgenblogger
Was macht man also als Burgenblogger sechs Monate lang? Man beschäftigt sich mit der Region Mittelrhein, seinen historischen Denkmälern und den Menschen die dort leben:
Über 65 Kilometer windet sich der Rhein zwischen Rüdesheim und Koblenz durch ein Tal, vorbei an mehr als 40 Burgen und Burgruinen, romantischen Orten und steilen Weinbergen. Das ist der Mittelrhein, eine der schönsten Landschaften in Deutschland. (Quelle: Rhein-Zeitung)
Von Mai bis Oktober 2015 lebt der auserwählte Burgenblogger dann auf der Burg Sooneck und schreibt. Es ist ein kleiner Einblick in das Leben eines digitalen Nomaden. Man wird in der Region viel unterwegs sein. Aber man ist eben auch gebunden an diese Region für sechs Monate.
Die Initiatoren vergleichen ihre Aktion mit dem des Inselbloggers Ben Southall, der bereits 2009 für sechs Monate eine ähnliche Aufgabe auf der australischen Hamilton Island genoss. Nur gibt es eben am Mittelrhein keine giftigen Quallen.
Digital Lifestyle mit Sicherheitsnetz
Aktionen wie diese sind ein schöner Schnupperkurs für das Leben als digitaler Nomade. Mit dem entscheidenden Unterschied allerdings, dass man als Nomade nicht so ein angenehmes Sicherheitsnetz hat. Denn der Burgenblogger bekommt nicht nur eine Unterkunft, sondern auch noch 2.000 Euro brutto als monatliche Aufwandsentschädigung.
Vielleicht ist es aber auch eine gelungene „Auszeit“ für digitale Nomaden und professionelle Reiseblogger, die für ein halbes Jahr mal wieder sorgenfrei in Deutschland verbringen möchten. Immerhin betonen die Initiatoren, dass man nebenbei eigene Projekte weiter vorantreiben dürfe. Das ist ja wiederum kein so schlechter Deal. Insgesamt kann man diese Aktion also als digitalen Job und vor allem neue und spannende Erfahrung werten.
Digitale Botschafter und die Pioniere
Für Reiseblogger sind gesponserte Reisen nichts Neues. Seit Inselblogger Ben Southall gab es aber bereits die ein oder andere Kampagne, die längerfristige und weitreichendere Zusammenarbeiten in Aussicht gestellt hat um digitale Botschafter für sich zu gewinnen und kommunizieren zu lassen. Auch hierzulande gab es dabei die Möglichkeit sich für diese zu bewerben.
Beispiele dafür sind die sechsmonatige Kampagne The SWISS Explorer von Swiss Airlines oder die deutlich kürzer angelegte Bosch World Experience 2014, mehr ein Appetithappen, bei der ich selbst mitgemacht habe und immerhin bis ins Finale kam.
Wer also einen Ruck braucht um sich von den Fesseln zu lösen oder wer einfach mal sechs Monate in Burgen und Burgruinen am Mittelrhein verbringen möchte, sollte sich die Aktion mal genauer anschauen (Bewerbungsschluss: 14.9.).
Photo credit: Michael Buch