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Philipp Hartmann: Der erfolgreiche Startup-Investor im Interview
I Am Digital

Philipp Hartmann: Der Serial Entrepreneur & Startup-Investor im Interview

Startup-Investor Philipp Hartmann im Interview

Unsere Gesellschaft ist im Wandel. Das macht sich besonders in der Wirtschaft bemerkbar. Neben dem seit einiger Zeit bestehenden Startup-Boom, professionalisiert sich auch hierzulande die Infrastruktur für Gründer. Von einer wissensgetriebenen Investor-Landschaft, öffentlichen und privaten Gründerinitiativen bis hin zu modernen Bildungsangeboten. Einer der diese Infrastruktur bestens kennt, ist unserer heutiger Gesprächspartner Philipp Hartmann.

Als Serial Entrepreneur und Startup-Investor hat er mittlerweile zusammen mit seinem Team bei Rheingau Founders mehr als 20 Gründungsprozesse hinter sich.

Dabei hat auch Philipp erst nach und nach Fuß gefasst, war aber schon 2007 mit seiner ersten eigenen Gründung sportme aktiv. Zu einer Zeit, in der viele in Deutschland mit dem Begriff „Startup“ wenig anfangen konnten. Und auch wenn der erste Versuch scheiterte, legte er zusammen mit seinen Kollegen der Rheingau Founders mit dem Exit von Lieferando einige Jahre später einen Paukenschlag hin.

Heute begleitet er weiter Gründungen, ist als Investor aktiv und gibt zudem sein Wissen in verschiedenen Mentorenprogrammen und neuerdings auch online bei Udemy weiter. Wir haben mit Philipp Hartmann über den Status Quo der deutschen Startup-Landschaft, wahre Gründer und die verschiedenen Facetten des Scheiterns gesprochen.

Als jemand, der es auch nicht mit dem ersten Anlauf geschafft hat: Findest du die Romantik des Scheiterns, so wie sie oft im Startup-Umfeld angepriesen wird, nicht auch ein wenig übertrieben?

Naja, das Scheitern gehört einfach zum Gründen dazu! Jeder heute erfolgreiche Unternehmer hat in der Vergangenheit schon einmal einen absoluten Tiefschlag hinnehmen müssen. Da ist nichts Romantisches dabei, sondern nur bittere Realität.

Der in unserer Szene gesunde Umgang mit dem Thema „Scheitern“ ist für mich ein klares Vorbild für die gesamte Gesellschaft. Dort wird man als „Gescheiterter“ nämlich noch in weiten Teilen negativ stigmatisiert.

Du kennst mittlerweile viele Gründer. Hast du Unterschiede bemerkt bei Gründern, die beim ersten Mal direkt den großen Wurf gemacht haben? Welche Vor- und Nachteile hat das deiner Meinung nach?

Wenn du mit deinem ersten Projekt gleich durch die Decke gehst, liegt die Messlatte für neue Vorhaben natürlich extrem hoch. Diesen Erfolg zu reproduzieren schaffen nur die wenigsten. Man kann einfach nicht alles, was man anfasst, zu Gold machen.

Ich bin ehrlicherweise sehr froh, dass sich der Erfolg von meinen Partnern und mir nur sukzessive eingestellt hat. So sind wir bis heute noch hungrig geblieben und wollen gemeinsam noch weitere Meilensteine erreichen!

Wie hat sich deine Sicht auf’s Gründen verändert, seitdem du selbst Investor bist?

Man ertappt sich schon manchmal dabei, wie man nach bekannten Mustern Teams, Geschäftsmodelle und Märkte analysiert. Durch diese Betriebsblindheit können die spannenden Fälle außerhalb des Rasters zu früh aussortiert werden.

Das Gute an unserem Ansatz mit Rheingau Founders ist, dass wir im Kern immer noch mit Gründerteams zusammen unsere Firmen starten und das Selbstverständnis Investoren zu sein, erst im Jahr zwei oder drei einsetzt.

Einige Investoren achten bei neuen Startups mehr auf die Menschen als die Idee zum jeweiligen Zeitpunkt. Wie siehst du diese Thematik und nach welchen Charakteristiken suchst du bei Gründern?

Ich denke, es ist absolut richtig, zu Beginn dem Gründerteam das Hauptaugenmerk zu schenken. Präsentationen und Excel-Pläne sind ja nur Tools, die jeweilige Geschäftsidee zu beschreiben. Diese Pläne müssen dann aber – allen digitalen Errungenschaften zum Trotz – von echten Menschen umgesetzt werden.

Die wohl wichtigste Eigenschaft eines jeden Gründers ist der unbedingte Wille zu gewinnen, sich durchsetzen zu wollen, seine Ziele zu erreichen. Ein guter Gründer wird immer Leute mitreißen, ganz gleich, ob es sich um die ersten Mitarbeiter, die ersten Kunden oder potentielle Exit-Partner handelt.

Wenn man, wie ich, schon einige Jahre in der Industrie sein durfte, entwickelt man direkt einen Sinn für diese unternehmerische Energie und kann so die Blender von den wahren Gründern schnell unterscheiden.

In einem Interview mit Business Insider hast du erzählt, dass es keine Regel zum Erfolg, aber ein Playbook gibt. Welche Kapitel finden wir darin und welche Rolle spielt Erfahrung bei der Umsetzung?

Dieses Playbook steht für mich sinnbildlich für das gesammelte Wissen aus vorherigen „Spielzügen“ in der Karriere eines jeden Unternehmers. Insofern ist Erfahrung natürlich die Tinte mit der das Playbook überhaupt erst geschrieben wird.

Die Kapitel gliedern sich für mich in die einzelnen Phasen des Gründens. Da ist die Vorgründungsphase, in der man seine Idee schärft und eine Vision formuliert. Dann geht es um das Setup der Firma, insbesondere um das Finden des jeweiligen Teams, um die Vision umsetzen zu können.

Danach spielt natürlich der Roll-Out eine wichtige Rolle, wo immer wieder feinjustiert und angepasst werden muss. Gefolgt von der Phase des Wachstums, wo immer wieder die eigene Position kritisch zum Wettbewerb und das Produkt zu den Zielgruppen ausgerichtet werden muss. Zu guter Letzt folgt dann der Exit.

Ist dieses Playbook auch Grundlage deines neuen Udemy-Kurses für Gründer?

Ja, in großen Teilen schon.

Was hat dich dazu bewogen, einen solchen Kurs anzubieten?

Meine Partner und ich sind oft als Speaker auf Events, Mentoren bei diversen Accelerator-Programmen oder sogar als Dozenten in Vorlesungen an verschiedenen Unis.

Da lag es nahe, diese Vorträge digital einer viel größeren Zielgruppe zugänglich zu machen. Udemy war dafür die passende Plattform bzw. der richtige Marktplatz.

Suchst du unter den Teilnehmern deines Udemy-Kurses auch gleichzeitig neue Talente?

Absolut! Man weiß nie, wo man den nächsten Gründer in spe findet! Entsprechend offen und transparent sind wir in der Verbreitung unser Erfahrung und versuchen so, neue Talente für unsere Portfolio-Firmen und uns zu gewinnen – ob über Udemy oder offline.

Was können Gründer aus deinem Kurs mitnehmen, die ihr Business erst einmal solo fahren oder nicht auf externe Investments angewiesen sind?

Ich glaube, dass man auch ohne externe Investoren seine Firma so aufbauen sollte, dass potentielle Partner zu einem späteren Zeitpunkt andocken können. Entsprechend ist es auch als Einzelunternehmer oder gar Existenzgründer sinnvoll, die Erfahrung eines anderen Gründers vermittelt zu bekommen; selbst dann, wenn man ein nicht-digitales Geschäftsmodell aufbaut.

Ich hatte auch mal das Vergnügen als junger Mitarbeiter in einem Startup “mitzuscheitern”. Da alles sehr transparent ablief, konnte ich viel von den Fehlern anderer lernen. Empfiehlst du deinen Gründern die volle Transparenz gegenüber dem Team oder hat das deiner Erfahrung nach auch Nachteile?

Das ist in der Tat eine Gratwanderung. Zum einen will man natürlich nicht das Team bei jeder schlechten Nachricht nervös machen. Zum anderen bringt es auch nichts, seinen Kollegen als CEO etwas vorzugaukeln und dann vom einem auf den anderen Tag den Stecker zu ziehen.

Unsere Empfehlung ist es, da eher als Gründer ein Grundmaß an Transparenz für alle vorzuleben. Dies kann man super mit Weekly Stand-up Meetings erreichen, idealerweise an einem Freitagnachmittag. Je detaillierter die Informationen sind, desto kleiner sollte dann aber der Kreis der Empfänger sein, insbesondere bei schlechten Neuigkeiten.

Ein guter Freund von mir, Franz Schäfer, hat kürzlich in seiner Masterarbeit den Begriff des Hero-Entrepreneurs als “Entrepreneure, die durch ihr Handeln und ihr Wirken auf Beteiligte beziehungsweise auf das gesamte Startup-Ökosystem herausragen” definiert. Wie siehst du diese Rolle, die oft auch als Identifikationsfigur oder klassisches Vorbild für jüngere Entrepreneure gesehen wird, insbesondere in der deutschen Start-up-Landschaft? Siehst du dich selbst als Hero-Entrepreneur nach dieser Definition?

Vorbilder sind für die Gesellschaft enorm wichtig. Der Wind, der den meisten deutschen Unternehmern aber entgegen kommt, ist leider noch viel zu eisig. Vielfach überwiegen Neid und Skepsis der Anerkennung und der Hochachtung für das Risiko, das Unternehmer in der Gesellschaft übernehmen.

Insofern glaube ich nicht, dass wir in Deutschland eine gesunde Kultur von Hero-Entrepreneurs haben. Wenn ich aber auch nur wenigen Menschen als Vorbild gedient haben sollte, und sie durch mich motiviert ihre eigene Idee erfolgreich umgesetzt haben, dann bin ich schon verdammt froh.

Vielen Dank für deine Zeit!

Immer gerne!

Resources:

Photo credit: Udemy / Philipp Hartmann

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Julian Grandke

Julian ist Co-Founder von I Am Digital. Er arbeitet als Creative für eine Berliner Influencer Marketing Agentur und schreibt für verschiedene Blogs.