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German Angst: Verlasse (bloß nicht) deine Komfortzone ✌
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German Angst: Verlasse (bloß nicht) deine Komfortzone

German Angst

Du bist in einem Hamsterrad gefangen und kannst oder vielmehr willst nicht ausbrechen, um das zu tun, worauf du wirklich Lust hast? Ein für uns ziemlich typisches Szenario, das auf die German Angst zurückzuführen ist. Was es damit auf sich hat, wieso wir alles andere als risikofreudig sind und warum sich das Sicherheitsdenken fest bei uns eingebrannt hat, erfährst du im heutigen Beitrag.

In der vergangenen Woche hörte ich einer Podcast-Folge von „Mensch, Otto!“ zu, bei der Zukunftsforscher Sven Gábor Jánszky zu Gast war. Dabei ging es unter anderem um die Entwicklung unserer Arbeitswelt, wobei Jánszky mehrmals darauf hinwies, Arbeitnehmer müssten sich in Zukunft anpassen können und flexibler sein. Auch die Digitalisierung werde sich weiter verbreiten und viele Arbeitsabläufe übernehmen. Wer sich nicht verändert, dem droht die Gefahr, auf der Strecke zu bleiben.

Genau diese Punkte machten mir deutlich, dass all diejenigen, die bereits Digitale Nomaden, Solopreneure und Entrepreneure sind und tagtäglich neue Ideen umsetzen, auf dem besten Weg sind und über genau die Eigenschaften verfügen, die in Zukunft wichtig werden: Flexibel, anpassungsfähig, mutig und gewillt sich zu verändern. Doch dann wurde mir auch klar, dass der Rest der Deutschen eher träge, ängstlich und nachdenklich ist und nur ungern Risiken eingeht und die Komfortzone verlässt.

Auch ich zähle mich mit meinem Angsthasen-Modus durchaus (noch) zu diesem Kreis der Zweifler und Sicherheitsfanatiker. Doch scheinbar liegt diese Denkweise in unserer Natur und wurde über Jahrzehnte vererbt. Bei anderen Nationen hat sich längst der Begriff der German Angst etabliert, da wir uns davor fürchten etwas völlig Neues anzugehen und nur so vor chronischer Zögerlichkeit sprühen.

Was ist German Angst eigentlich?

Die German Angst kennzeichnet sich durch Zukunftsangst, fehlenden Mut, fortwährendes Grübeln und gehörige Zweifel an Veränderungen. Wikipedia definiert den Begriff mit „im angelsächsischen Sprachraum als charakteristisch empfundene, gesellschaftliche und polititsche, kollektive Verhaltensweisen der Deutschen“. Kurzum gelten wir im Ausland als Schisser und Angsthasen.

Mit der German Angst haben wir trotz unserer hoch angesehenen Tugenden Höflichkeit, Fleiß und Pünktlichkeit mit einem großen Makel zu kämpfen. Dies wirkt sich auch auf die internationale Gründerszene und den Weg in die Selbstständigkeit aus, denn laut WirtschaftsWoche fürchteten sich im vergangenen Jahr 80 Prozent davor „mit ihrer Idee am Markt zu scheitern“, weshalb sie einen Startversuch erst gar nicht versuchten. In den USA denkt nur jeder Dritte so. Die Begrifflichkeit der German Angst ist also durchaus berechtigt.

Die Symptome im Überblick

Ich bemerke bei mir immer wieder, dass ich Tage habe, an denen ich grübele, ob ich denn tatsächlich eines Tages den Schritt vom Sidepreneur ins Digitale Nomadentum wagen soll. Glücklicherweise sind diese Tage stark begrenzt, weshalb ich weiterhin frohen Mutes auf meine Selbstständigkeit hinarbeite, auch wenn die tatsächliche Umsetzung noch in der Schwebe steht. Was die German Angst aber sonst noch kennzeichnet und welche Symptome es gibt, kannst du der folgenden Liste entnehmen:

  • fehlende Fähigkeit wichtige Entscheidungen zu treffen
  • Existenzängste
  • fehlende Bereitschaft für Veränderungen
  • Sicherheitszwang (Sicherheit wichtiger als Zufriedenheit)
  • Panikmache
  • kollektive Hysterie
  • Verlustängste
  • Angst vor dem Scheitern

Fällt dir was auf? Alle Punkte der obigen Auflistungen beschäftigen dich, sobald du mit dem Gedanken spielst, dich selbstständig zu machen. Daran ist auch nichts verwerflich, schließlich solltest du dir vor dem Start als Digitaler Nomade oder Entrepreneur genau damit beschäftigen. Wichtig ist aber dennoch, dass du dein Vorhaben weiter durchziehst und dein Ziel verfolgst. Andernfalls bist auch du ein Opfer der German Angst, da du bereits vor dem Versuchen gescheitert bist.

Hierzu habe ich vor kurzem übrigens ein weiteres interessantes Beispiel gelesen. Dabei ging es um die Reaktionen der Deutschen und US-Amerikaner, sobald jemand erstmals von seinem Vorhaben erzählt sich selbstständig zu machen. Während man in den USA einen Schulterklopfer nach dem anderen für die Entscheidung erntet und Mut zugesprochen bekommt, wird man in Deutschland vornehmlich mit Fragen wie „Ist das nicht viel zu riskant?“ und „Hast du an deine Rente gedacht?“ konfrontiert.

Kein Wunder also, dass laut Global Entrepreneurship Monitor lediglich 5,3 Prozent zwischen 18 und 64 Jahren in den vergangenen drei Jahren ein Unternehmen gegründet haben und Deutschland bei den Unternehmensgründungen auf Platz 66 von 70 Ländern liegt.

Woher aber kommen diese Ängste?

Eine eindeutige Erklärung für den Ursprung der German Angst gibt es nicht. Einige Historiker und Psychologen gehen allerdings davon aus, dass unser Verhalten mit kollektiven Ängsten aus der Vergangenheit zu tun hat. Einen großen Einfluss soll daher die Untergangserfahrung im Zweiten Weltkrieg haben, die ein ganzes Volk traumatisiert hat. Die Erlebnisse aus dem Krieg wurden nie richtig verarbeitet, weshalb sich der Großteil unserer Nation längst mit dem Hamsterrad zufrieden gegeben hat und sich dort auch sichtlich wohl fühlt.

Rückblickend auf die Erlebnisse, die – sofern der Zweite Weltkrieg die Ursache für unser Handeln ist – nie verarbeitet wurden, haben Wissenschaftler festgestellt, dass die Kriegserfahrungen das Erbgut verändern können. Die Ängstlichkeit liegt somit in unseren Genen, was auch am Verhalten der hiesigen Medien spürbar ist. Denn genau diese weisen das Symptom der Panikmache auf und jagen uns regelmäßig Angst ein. Scheinbar will niemand, dass wir unser Erbgut wieder zum Positiven verändern. Oder?

Es ist an der Zeit für Veränderungen

Letztendlich ist es wenig nachvollziehbar, warum gerade in Deutschland die größten Zweifel an Veränderungen bestehen, schließlich sind wir eines der am besten funktionierenden Länder auf der Welt und könnten abgesicherter nicht sein. Selbst ein Scheitern würde nicht gleich den Existenzuntergang bedeuten. Daher ist ein wenig mehr Risikobereitschaft durchaus angebracht. Wie tief kann man im schlimmsten Fall fallen?

Dass wir in Sachen Gründungen sehr weit hinten liegen, ist ebenfalls schwer nachzuvollziehen, denn neben dem sozialen Netz, das uns im Normalfall IMMER auffängt, war es gerade im digitalen Bereich nie einfacher und vor allem günstiger, ein eigenes Unternehmen hochzuziehen. Ich denke dabei unter anderem an Conni Biesalski oder Sebastian Canaves, die ihr eigenes Business aus einem Blog heraus gegründet haben und mittlerweile sehr erfolgreich damit sind und zu den Pionieren der Digitalen Nomaden-Szene in Deutschland zählen. Nicht zu vergessen all die anderen Online-Entrepreneure, die mit wenig bis keinem Kapital starteten und nun teilweilse in Saus und Braus leben.

Natürlich kannst du ein Online-Business auch mal schnell in den Sand setzen. Aber das Schöne daran ist, dass du außer Zeit nicht allzu viel verloren hast. Ganz im Gegenteil, denn die Erfahrung und das Erlernte nimmt dir niemand mehr. Zudem kannst du als dein eigener Chef bestimmen, wann und von wo aus du arbeiten wirst. Ein Zuckerschlecken wird dies sicherlich nicht und es wird eine Menge Zeit notwendig sein, aber eigentlich hast du nichts zu verlieren.

Mit ein bisschen finanziellem Puffer sind die Risiken demnach sehr gering, weshalb die German Angst mit der Veränderung der Arbeitswelt eigentlich abnehmen sollte. Um die Anzahl der Gründungen zu steigern wären zusätzliche staatliche Finanzspritzen, die den Eintritt in die Selbstständigkeit hemmen, ebenfalls angebracht. Doch das Problem ist es, dass in den oftmals unflexiblen Institutionen genau die Personen sitzen, die ihre Komfortzone niemals verlassen würden und daher oftmals kein Verständnis für Veränderungen zeigen.

Und genau diese Veränderungen wären es doch, die uns allen gut tun würden oder etwa nicht?

Photo Credit: Jérémy Crémer | unsplash.com

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Daniel Schöberl

Daniel ist Co-Founder von I Am Digital und mittlerweile selbst als Digitaler Nomade unterwegs, wo er sich mit Dienstleistungen im Sportmarketing, seinen Blogs und weiteren Online-Projekten seine Brötchen verdient.