13 Tage ist es nun her, seitdem ich mich selbstständig gemacht habe und es sind nur noch wenige Tage bis ich dann auch endlich ganz offiziell als Digitaler Nomade durchstarte. Heute möchte ich dir erzählen, wie mir der Start in die Selbstständigkeit gelungen ist, auf welche Projekte ich mich fokussieren werde, wohin es mich als erstes verschlägt und welche Zweifel mich schon jetzt plagen.
Beim Aufstehen von der Sonne geküsst werden, morgens auf der Veranda sitzen und mit dem Meeresrauschen in den Tag starten. Anschließend ein paar Stunden arbeiten, bevor die Mittagspause eingeläutet wird. Danach wiederum auf dem Surfbrett versuchen ein paar Wellen zu erwischen und im Anschluss nochmals bis spät in die Nacht mein eigenes Business vorantreiben. Ungefähr so habe ich mir vor gut zwei Jahren meinen idealen Arbeitstag vorgestellt.
Umsetzbar war ein solcher natürlich nicht. Alleine wegen der festen Arbeitszeiten und weil es im Schwarzwald, wo ich die vergangenen viereinhalb Jahre verbracht habe, nicht allzu viele Meere gibt und auch das Wetter nicht immer zulässt, in FlipFlops durch die Gegend zu schlendern. Schon damals war für mich klar: Ich möchte Digitaler Nomade werden!
Zwei Jahre später ist es nun soweit. Während ich mich seit nun mehr zwei Wochen „Selbstständiger“ nennen darf, steht in gut zwei Wochen das erste große Arbeits-Abenteuer bevor. Die Ziele werden für knapp drei Monate die beiden Digitale-Nomaden-Hochburgen Chiang Mai in Nordthailand und Bali sein. Für den Anfang sicherlich nicht allzu verkehrt.
Doch bevor es bei mir richtig losgeht, gab und gibt es noch so einiges zu tun. Neben all der Bürokratie, auf die ich später noch im Detail eingehen werde, liegt der Fokus auf meinen Projekten. Irgendwo muss das Geld ja schließlich herkommen und es wäre doch gelacht, wenn das Projekt „Digitaler Nomade“ nach der ersten längeren Tour bis Ende Juli nicht in eine weitere Runde geht.
Sportmarketing, bloggen und viele Ideen
Projekte habe ich eine ganze Menge im Kopf, doch Priorität haben diejenigen, bei denen auch was bei rumkommt, sprich, bei denen Einnahmen erzielt werden. Genau aus diesem Grund habe ich seit Januar 2015 meine damalige Angestelltentätigkeit als Teamleiter Social Media in einer Offenburger Agentur auf 70 Prozent gekürzt, um als Sidepreneur an vier Säulen für meinen Einstieg in die volle Selbstständigkeit zu basteln. Klar, dass der Fokus auf diese vier Säulen nun weiter erhöht werden soll.
Säule 1: Digitales Sportmarketing mit plusonelike
Sofern du in der Vergangenheit meine Angsthasen-Beiträge verfolgt hast, dann dürfte dir der Begriff plusonelike nicht ganz unbekannt sein. plusonelike ist meine Marke, die ich in Zukunft weiter ausbauen möchte und über die ich seit einem Jahr Dienstleistungen im Sportmarketing anbiete, insbesondere in den Bereichen Social Media, Branding und Corporate Blogging.
Sportmarketing deshalb, weil ich nicht nur ein riesiger Sportfreak bin, sondern im September 2006 ein Sportmanagement-Studium in Salzgitter begann, das ich im März 2011 erfolgreich als Diplom-Kaufmann abschlossen habe. Erste Berufserfahrung sammelte ich, wie bereits erwähnt, in Offenburg. Nicht etwa in der Sportbranche, sondern hauptsächlich im Tourismus, weshalb mein Drang stets sehr groß war, irgendwann – also jetzt – wieder im Sportmarketing Fuß zu fassen.
Aktuell betreue ich drei (Langzeit-) Kunden, die mir ein erstes Einkommen sichern. Zum Leben reicht dies allerdings bei Weitem noch nicht aus, weshalb ich mein Dienstleistungs-Business weiter ausbauen muss. Passives Einkommen hört sich zwar schön an, jedoch kommt das schnelle und kalkulierbare Geld nun mal aus dem Dienstleistungssektor.
plusonelike wird daher das Projekt sein, das mich über Wasser halten soll und welches anfangs oberste Priorität haben wird. Geplant ist hier zudem ein E-Book über digitales Sportmarketing. Dadurch möchte ich einerseits meine Expertise streuen und wir einen Stamm an relevanten Newsletter-Adressen aufbauen.
Wenn du interessiert am Sportmarketing bist, dann bist du herzlich eingeladen, Fan auf meiner noch etwas rar besähten Facebook-Seite zu werden.
Säule 2: I Am Digital und der digitale Lifestyle
Mehr als 20 Monate gibt es I Am Digital mittlerweile. Ein Blog, den Julian und ich gegründet haben, um Leser wie dich über den digitalen Lifestyle, ortsunabhängiges Arbeiten und den Aufbau deines Online-Business zu informieren. Dabei haben wir selbst sehr viel gelernt, was mich unter anderem auch ideal auf den Einstieg ins digitale Nomadentum vorbereitet hat.
In den kommenden Monaten wird sich an den thematischen Inhalten nicht allzu viel ändern, allerdings werden von meiner Seite mehr Insights kommen und ich werde ab und an vom Leben als Digitaler Nomade berichten. Auf meine Learnings wirst du nicht verzichten müssen, denn davon wird es mit Sicherheit einige geben.
Zudem freue ich mich darauf, Projekte, die Julian und ich schon länger auf der ToDo-Liste haben, noch gezielter anzugehen. Auf dem Plan steht nämlich seit einiger Zeit endlich unser Coworking-Verzeichnis zu finalisieren, das Netzwerk mit Gleichgesinnten zu erweitern, spannende Interviewpartner direkt anzutreffen und vielleicht sogar ein E-Book zu launchen.
Bis dahin ist es noch ein weiter Weg, doch mit der hinzugewonnenen Zeit wird I Am Digital in Zukunft alles andere als vernachlässigt werden. Also freue dich auf weiterhin spannende Inhalte.
Säule 3: Rucksackträger: Jeder braucht einen Reiseblog
Der Rucksackträger ist mein Reiseblog, den ich nach einmaliger Umbenennung inklusive Server-Umzug seit 2007 eher unregelmäßig pflege, was der geringen Anzahl an Urlaubstagen der vergangenen Jahre geschuldet ist. Dadurch, dass ich nun ortsunabhängig arbeite und die erste Tour nach Südostasien geplant ist, wird sich hier demnächst wieder einiges tun.
Mit dem Rucksackträger das große Geld zu machen, wäre etwas utopisch. Erstens, weil es dauert mir die gewünschte Reichweite aufzubauen und zweitens, weil die Konkurrenz an Reiseblogs riesig, ja fast schon unüberschaubar, ist.
Trotzdem ist es mein Ziel, das Bestmögliche aus dem Blog rauszuholen und meine Leser mit interessanten Beiträgen von meinen Touren inklusive zahlreicher Tipps und Tricks rund ums Backpacking zu versorgen. Wenn etwas dabei rumkommt, umso besser.
Säule 4: Puffer für neue Ideen und Projekte
Die letzte der vier Säulen, die zum Erfolg meiner Selbstständigkeit beitragen soll, ist aktuell noch nicht greifbar. Es handelt sich hierbei vielmehr um Ideen und deren Umsetzung. Ein Bereich, auf den ich mich ganz besonders freue und der in der Vergangenheit leider viel zu kurz kam.
Ich habe mir vorgenommen, mir stets ein bisschen Zeit freizuschaufeln, um neue Projekte zu konzipieren, mich von anderen Gründern inspirieren zu lassen und Dinge einfach auszuprobieren. Wenn dabei etwas in die Hose geht, halb so wild, schließlich tragen meine anderen drei Säulen mein Online-Business. So zumindest ist der Plan.
Um welche Projekte es sich explizit handeln wird, ist noch nicht ganz klar. Ein paar Ideen, die bisher auf der Strecke geblieben sind, habe ich bereits. Zum Beispiel möchte ich mich endlich intensiver mit Amazon FBA beschäftigen und mehr Zeit für Podcasts und YouTube aufwenden.
Außerdem wird es mit Sicherheit die ein oder andere Schnapsidee geben, die ich dann nicht wieder vor mir herschieben muss, sondern direkt in die Tat umsetzen kann.
Die bürokratischen Hürden zum Einstieg
Der Entschluss, mich zum 1. April selbstständig zu machen, war keine spontane Aktion. Daher wusste ich größtenteils, was an bürokratischem und sonstigem Aufwand auf mich zukommen würde. Dass diese extrem viel Zeit in Anspruch nahmen und ich annähernd mehr Briefe postalisch als per E-Mail versendete, war mir jedoch nicht bewusst.
Hier ein kleiner Auszug daraus, was dich beim Eintritt in die Selbstständigkeit erwarten und dir den letzten Nerv rauben kann:
- Wohnortwechsel: Dadurch, dass ich meine Wohnung in Offenburg aufgelöst habe und meinen Wohnsitz im heimischen Franken anmeldete, war der erste Gang nach dem Umzug der zum Einwohnermeldeamt. Kein großer Akt, auch wenn er durchaus mit etwas Wartezeit verbunden war.
- Arbeitsamt: Obwohl ich mich Anfang des Monats selbstständig gemacht habe, ging es nach der Ummeldung des Wohnortes direkt weiter zum Arbeitsamt. Der Grund liegt darin, dass ich mich einen Tag arbeitslos melden musste, um eine vierjährige Frist zu starten, die mir beim Scheitern meines Vorhabens Arbeitslosengeld sichert. Mein Tipp: Am ersten Tag nach der Kündigung zur Bundesagentur für Arbeit gehen, dich arbeitslos melden und sagen, dass du ab dem nächsten Werktag selbstständig bist, denn sonst wird die 4-Jahres-Frist nicht in Kraft treten.
- Krankenversicherung: Ein Thema, das mir so viel Spaß gemacht hat, dass ich ihm einen ganzen Beitrag (Krankenversicherung für Selbstständige) gewidmet habe. Hierfür solltest du dir eine Menge Zeit im Vorhinein nehmen, da die passende Krankenversicherung nicht nur ein großer Kostenfaktor ist, sondern auch ein insgesamt sehr komplexes Gebilde, über das du dich ausführlich informieren solltest.
- Auslandskrankenversicherung: Nach den ersten vier Wochen meiner Selbstständigkeit geht es für mich für knapp drei Monate ins Ausland. Daher musste ich mich auch hier um eine zusätzliche Langzeitreiseversicherung kümmern, wobei ich das Glück hatte, dass meine eigentliche Versicherung, die DAK, hier eng mit der HanseMerkur zusammen arbeitet und der Abschluss alles andere als ein Problem darstellte.
- Steuerberater: Eine Frage mit der ich lange haderte war, ob ich einen Steuerberater einschalten sollte. Obwohl die Steuererklärung auf Grund der Kleinunternehmerregelung kein Hexenwerk ist, vereinbarte ich einen Termin zu einem kostenlosen Erstgespräch und entschloss mich dazu, künftig erstmals externe Hilfe in Steuersachen anzunehmen.
- Gewerbeummeldung: Ein Punkt, um den ich mich definitiv früher hätte kümmern sollen, da ich mich durch den Umzug in einen anderen Bezirk zuerst bei meinem früheren Gewerbeamt abmelden musste, um mich dann in meiner Heimatstadt wieder anzumelden. Bis heute warte ich noch auf die bestätigte Abmeldung, die Voraussetzung für die erneute Anmeldung ist, was mich auf Grund meiner Reisepläne doch etwas unter Zugzwang bringt.
- Impfungen: Sobald du einen Flug buchst, solltest du dich mit den Impfbestimmungen deines Reiseziels vertraut machen. Auffrischungsimpfungen sind zwar schnell erledigt, allerdings benötigst du bei erstmaligen Impfungen (z. B. bei Hepatitis A/B) mehrere Impftermine und damit eine größere Zeitspanne. Viele Reiseimpfungen musst du selbst bezahlen, weshalb du die Belege unbedingt bei deiner Krankenkasse mit der Bitte um Kostenübernahme einreichen solltest.
- Visum: Auch hier hängt es davon ab, welche Länder du bereist. Da ich knapp zwei Monate auf Bali verweilen werde und keine Lust darauf habe, mein Visum vor Ort zu verlängern, was meist mit langen Wartezeiten verbunden ist, habe ich mein Visum vorab über visaexpress.de beantragt. Zwar war beim Ausstellen des Visums mein Geburtsdatum falsch und musste korrigiert werden, den Service kann ich dennoch wärmstens empfehlen.
- KfZ-Kennzeichen: Da ich mich nicht von meinem kleinen, roten Flitzer trennen wollte, stand mir auch hier ein weiterer Behördengang bevor. Glücklicherweise darf man das Nummernschild des vorherigen Wohnortes mittlerweile behalten, was den Geldbeutel schont. Der neue Wohnort muss trotzdem umgeschrieben werden, weshalb sich ein Besuch bei der Zulassungsstelle nicht vermeiden lässt.
- laufende Verträge kündigen: Hier kommt es natürlich darauf an, welche Verträge weiterhin eine Rolle spielen und welche nicht. Da ich für ein paar Wochen wieder zu Hause eingezogen bin und das Ausland ruft, habe ich lange im Vorhinein meinen bestehenden Handyvertrag sowie das Internet gekündigt, um fixe Kosten einzusparen. Also rechtzeitig kündigen.
- weitere Versicherungen: In Deutschland kannst du dich nahezu gegen alles versichern. Die Frage ist jedoch, ob du tatsächlich all deine laufenden Versicherungen benötigst. Eine Krankenversicherung ist Pflicht. Ob du aber weiterhin in die Rentenversicherung einzahlen willst oder eine Berufshaftpflichtversicherung abschließt, bleibt dir überlassen.
Mein Tipp: Wenn du digitaler Nomade werden willst und du dir die ersten Reiseziele ausgesucht hast, dann plane dir einen Zeitpuffer ein, in welchem du all die bürokratischen Gegebenheiten erledigst. Ich habe vier Wochen dafür eingeplant, was in Ordnung ist, auch wenn ich noch immer nicht alle Punkte abgehakt habe.
Die ersten Zweifel machen sich breit
Die Vorfreude auf meinen tatsächlichen Start als Digitaler Nomade, also der Moment, indem ich mit dem Notebook bewaffnet in den Flieger steige, ist riesig. Doch die letzten Tage haben auch gezeigt, dass es zwischendurch einige Durchhänger bei mir gibt – Zweifel, ob alles so funktioniert, wie ich es mir vorgestellt habe.
Klappt die Kommunikation mit meinen Kunden trotz der Zeitverschiebung? Laufen meine Projekte so gut an, dass ich möglichst bald davon leben kann? Kann ich auf stabiles Internet zurückgreifen? Habe ich genug Selbstdisziplin oder lasse ich mich von den Vorzügen Südostasiens verleiten?
Fragen, die ich mir immer wieder stelle, obwohl meine Situation kaum dankbarer sein könnte. Denn mein Erspartes reicht auch ohne zusätzliches Einkommen bis Ende Juli aus. Das bedeutet, dass mein erster Trip gesichert ist, ich mir für weitere Trips aber ordentlich den Allerwertesten aufreißen muss, damit das Projekt „Digitaler Nomade“ keine Eintagsfliege bleibt.
Es liegt also an mir, was ich aus den kommenden Monaten in Chiang Mai und auf Bali mache und genau das ist ja das Schöne daran, bestehende Zweifel hin oder her. Wenn du die kommenden Monate selbst im Norden Thailands oder auf Bali unterwegs bist, dann lass es mich gerne wissen. Das erste Chang Beer geht dann gerne auf mich. Ansonsten gewähre ich dir bei I Am Digital gerne einen Einblick in mein noch ziemlich jungfräuliches Digitale-Nomade-Leben.