Gastbeitrag von Theodor Berghausen
Die 1,6 Millionen Einwohner zählende Mittelmeermetropole Barcelona ist einer der beliebtesten Orte bei Touristen, Konferenzgästen, Expats, für ein Auslandssemester oder um einen Lifestyle unter südlicher Sonne zu genießen. Dementsprechend kosmopolitisch geht es hier zu. Barcelona gehört aber auch zu den Städten, die weltweit mit am meisten ortsunabhängig arbeitende Freigeister anzieht.
Ob Berlin oder Barcelona, die Hauptstadt Europas für Digitale Nomaden wurde bislang noch nicht erforscht. Was feststeht ist, dass es sich hier in den Wintermonaten weitaus besser aushalten lässt als im kalten Deutschland.
Es gibt aber noch viele weitere Motive, warum gerade Online-Freelancer und Entrepreneure von der katalanischen Weltstadt angezogen werden.
1. Der Strand
Barcelona ist die einzige Millionenstadt in Europa mit einem Stadtstrand direkt am Mittelmeer. Die Lage am Wasser gibt der Metropole ihren besonderen Flair. Wenn ein mittelalterlicher Stadtkern, ein Fischerviertel, ein Ausgehviertel und ein modernes Technologiezentrum auf einen 4,2 Kilometer langen Strand treffen, ist viel Abwechslung geboten. Wer an einen ruhigen und wirklich schönen Strand möchte, wird nach kurzer Fahrt mit der S-Bahn schnell fündig in Castelldefels, Ocata oder Sant Pol de Mar.
2. Das Wetter
Die klimatischen Bedingungen könnten eigentlich nicht viel besser sein – in der Regel weder zu heiß noch zu kalt. Und sonnig ist es auch. Gut 1.000 Stunden mehr pro Jahr als in Deutschland. Die meiste Zeit des Jahres kann man sich nicht über das Wetter beschweren. Eigentlich kann man ganzjährig angenehme Stadtspaziergänge oder Outdooraktivitäten unternehmen und auf der Außenterrasse im Café sitzen. Sollte es mal regnen, dann meist kurz und heftig. Tagelanges Trübsal blasen gibt es hier nicht.
3. Jede Menge StartUps, Coworking Spaces und Gleichgesinnte
Barcelona hat die dritthöchste Konzentration an Freelancern in ganz Europa, steht an Position 14 im Ranking der besten Standorte für StartUps – nach welchen Kriterien diese Bewertung auch immer gemessen wurde. Sie gilt zudem als Hauptstadt der Coworking Spaces in Europa. Auch die Cafés in der Stadt sind oft sehr gut für Coworker geeignet. Einige, wie das Federal Café oder das Fab Café, haben sich zu wahren Treffpunkten der digitalen Bohème entwickelt. Wenn man hier nicht seine likeminded people findet, wo sonst?
4. Die Lebenshaltungskosten
Für eine solch attraktive Metropole mit Weltstadtflair ist die Stadt immer noch vergleichsweise günstig. Kein Vergleich zu den Preisen in London, Paris oder München. Die meisten Bewohner schaffen es mit kargen 1.000 bis 1.200 Euro für eine Vollzeitstelle über die Runden zu kommen und sind dabei dennoch glücklich. So fühlt man sich zumindest nicht schlecht, wenn man selbst auch nicht viel mehr verdienen sollte.
Wenn man etwas länger in der Stadt lebt, weiß man, wie man sich recht preiswert durchschlagen kann. Oft werden Wohngemeinschaften gegründet, in denen ein Zimmer warm ab 350 Euro zu haben ist.
Ein eigenes Apartment gibt es ab circa 600 Euro aufwärts zu mieten. Lebensmittel, vor allem frisches Obst und Gemüse, sowie Transport und einige Servicedienstleistungen wie Taxis und Friseure sind sogar ausgesprochen billig hier.
Solange man nicht den zahlreichen Verführungen zum Geldausgeben erliegt, ist die Stadt nicht teurer als andernorts in Spanien. Aber viele Expats brauchen Zeit, um nicht nicht mehr den Verlockungen der langen Einkaufsstraßen, schicken Restaurants und glamourösen Nachtclubs zu verfallen.
5. Das Umland
Die Lage Barcelonas zwischen dem Meer und schneebedeckten Bergen kann man als privilegiert bezeichnen. Die katalanische Hauptstadt liegt in einer der wohl abwechslungsreichsten Regionen ganz Europas. Die Pyrenäen mit ihren bis zu 3.400 Meter hohen Bergen laden zum Skifahren und Abenteuersport ein.
Die wildzerklüftete Costa Brava nordöstlich gehört zu den schönsten Küstenabschnitten des ganzen Mittelmeers. Der Golf von Roses gehört zu den besten Kiterevieren in ganz Europa.
Das Highlight ist sicherlich die wildromantische Halbinsel um das Cap de Creus und Cadaqués, von deren surrealistischen Landschaft sich Dalí inspirieren ließ. Südwestlich von Barcelona finden sich mondäne Küstenorte an weiten, goldfarbenen Stränden, denen der Name “Costa Dorada” gegeben wurde.
6. Die Flugverbindungen
Barcelona zählt zu den Metropolen in Europa, die am häufigsten und am günstigsten angeflogen werden. Es gibt fast immer einen Deal für 20 bis 50 Euro, der die katalanische Hauptstadt anfliegt. Ob Ryanair, Vueling, Eurowings, Wizz Air oder Norwegian, alle Billigflieger haben Barcelona in ihren Flugplan integriert, sodass es sehr bequem und einfach ist, nach Barcelona zu reisen.
Beliebt sind die Ryanair Super Promotions in der Nebensaison, mit denen man für 10 Euro sogar bis nach Südmarokko oder auf die Kanaren kommen kann. Auch der Weg zum Flughafen ist einfach und günstig. Statt mit dem Taxi oder Airportshuttle kann man auch die Buslinie 45 oder die S-Bahn nehmen. Mit dem 10er Ticket kostet die Fahrt nur 98 Cent.
7. Die Freizeitmöglichkeiten
Das gute Wetter, kombiniert mit der vielfaltigen Landschaft, einer kompakten Großstadt, die 24 Stunden Energie versprüht, der kosmopolitische Mix aus Locals, Expats und Touristen, der freizeitorientierten spanischen Lebensart, der Lage am Meer und einer sehr gut ausgebauten Infrastruktur sind die entscheidenen Faktoren, dass Barcelona mehr Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung bietet, als viele andere Städte dieser Welt. Der Nachteil des ganzen Überangebotes ist natürlich, dass für den ortsunabhängigen Arbeiter überall Ablenkungen lauern.
8. Die Internetverbindung
Das Internet in Barcelona ist sehr zuverlässig und ohne Makel. Videos laufen ruckelfrei, Skypen funktioniert problemlos und man ist auch mit der Arbeit schneller durch, weil das Internet einfach keine Zicken macht.
WLAN gibt es nahezu überall. Auch in den Cafés, Bibliotheken oder anderen öffentlichen Gebäuden ist die Verbindung überraschend gut. Vorbildlich sind auch die öffentlichen Hotspots, die von der Stadtverwaltung bereitgestellt werden und am rautenförmigen, blauen Schild mit dem “W” zu erkennen sind.
Sogar der gesamte Strandabschnitt ist mit drahtlosem Netz ausgestattet. Wenn man Glück hat, kann man sich sogar von seiner eigenen Wohnung in die kostenlose Verbindung einloggen. Denn ein eigener DSL-Zugang ist zwar mit bis zu 300 Mbit ordentlich flott, aber recht teuer und erfordert bürokratische Höchstleistungen, um ihn zu bekommen.
9. Meetups und Events
Es gibt eine unendliche Auswahl an Meetups in Spanisch und Englisch zu allen möglichen Themen und Interessengebieten. Sei es, um gemeinsam das katalanische Umland zu erkunden, alle möglichen Nischensportarten zu betreiben oder sich auf Business Meetups zu vernetzen und auf kostenlosen Workshops weiterzubilden. Besonders für Interessierte an der Startup-Szene, für Freelancer, Programmierer und Marketingfachleute gibt es fast täglich eine spannende Veranstaltung.
Ob man sich von CEOs und Experten inspirieren lassen will, oder einfach ins Gespräch mit interessanten Menschen kommen möchte, in Barcelona ist es besonders einfach.
Dadurch, dass es auf diesen Treffen generell offen und kommunikativ zugeht, wozu auch die oftmals gesponserten Freibiere beitragen, lernt man sehr schnell Gleichgesinnte kennen. Um zu erfahren, welche Events gerade stattfinden, kann man einen Blick auf die Webseiten von meetup.com, Eventbrite oder Barcinno werfen.
10. Eine sehr lebendige Community von Digitalen Nomaden
Barcelona ist zum Hotspot für Digitale Nomaden aufgestiegen. Mit CODINO hat sich eine große Community für Digitale Nomaden in Barcelona entwickelt, die ein gutes lokales Netzwerk für alle ortsunabhängigen Arbeiter ist. Die Gruppe bietet regelmäßig Treffen zum Coworken und Netzwerken an, sowie Mastermindgruppen und Workshops oder gemeinsame Aktivitäten, Ausflüge und Workations im Umland.
Über CODINO wird auch ein Coliving-Projekt für gleichgesinnte Online-Unternehmer organisiert und bei bürokratischen und Alltagsangelegenheiten ausgeholfen, wie zum Beispiel, um eine spanische Steuernummer zu erhalten oder wie man sich bei der lokalen Krankenversicherung anmeldet. Welche Events derzeit von CODINO angeboten werden, steht auf unserer Webseite, sowie in ihrer Meetup-Gruppe.
Als Nomade rundum glücklich in Barcelona
Alles in allem sind es sowohl weiche Standortfaktoren, wie das gute Wetter, die unzähligen Freizeitmöglichkeiten und die vielen Möglichkeiten sich zu vernetzen, als auch harte Standortfaktoren, wie die exzellente Verkehrsanbindung zu Lande, Wasser und der Luft, die Barcelona zu einem attraktiven Standort für Digitale Nomaden machen. Auch die geringen Lebenshaltungskosten und die perfekte Infrastruktur für ortsunabhängige Arbeiter mit schnellem Internet und einer breiten Auswahl an Coworking Spaces sind gute Gründe, warum Barcelona ein attraktiver Standort für den digitalen Fernwerker ist.
Autoreninfo
Theodor Berghausen lebt seit 2013 in Barcelona und hat dort mit CODINO eine Community für Digitale Nomaden in Barcelona ins Leben gerufen. Mit dieser Aufgabe vereint er seine Leidenschaften Reisen planen, Gäste empfangen, Events organisieren und Menschen zu vernetzen. Vor Ort organisiert er Coworking-Tage, Meetups, Masterminds und Workations.
Photo credit: Julian Grandke