Fast fünf Monate sind vergangen, seitdem ich mich dazu entschlossen habe, nur noch in Teilzeit zu arbeiten, um mich so langsam auf ein Leben als Digitaler Nomade einzustimmen und erste Projekte an Land zu ziehen. Was seitdem geschehen ist und wie ich aktuell zu meinem Angsthasen-Modus stehe, verrate ich dir im heutigen Blogbeitrag.
Seit Anfang des Jahres arbeite ich nur noch 28 Stunden als Angestellter. Der Grund dafür ist, dass ich mir durch die anderthalb hinzugewonnenen Tage mehr Zeit für eigene Projekte nehmen wollte und dadurch langsam mein eigenes Business aufzubauen, ohne eine großes Risiko eingehen und Existenzängste erleiden zu müssen. Die ersten Monate sind geschafft und es ist höchste Zeit für ein Zwischenfazit.
Wie sich mein Arbeitsleben verändert hat
Der Tagesablauf von Montag bis einschließlich Mittwoch ist für mich genauso wie im vergangenen Jahr. In einer Offenburger Agentur arbeite ich als Teamleiter Social Media wie gewöhnlich meine acht Stunden pro Tag in einem Großraumbüro, typisch 9-to-5 eben. Donnerstags mache ich gleiches für weitere vier Stunden, bevor ich mich schließlich in der Mittagspause von meinen Kollegen verabschiede und von da an auf mich alleine gestellt bin.
Meine Angestelltentätigkeit macht mir eine Menge Spaß, doch für die restliche Woche sein eigener Chef zu sein, hat schon seinen Reiz und ist zudem unheimlich motivierend. So kann ich es beim Verlassen meines Alltagsbüros in der Regel kaum erwarten, mich hinter meine eigenen Projekte zu klemmen und bis spät in die Nacht daran zu basteln. Ob ich dies bei gutem Wetter am Badesee mache, in einem kleinen Café in der Offenburger Innenstadt oder an meinem Schreibtisch in meiner kleinen Wohnung. Ich kann frei entscheiden, wo und wie lange ich Zeit für meine Projekte investiere oder dem rauchenden Kopf durch eine Runde Sport Abhilfe schaffe.
Der Freitag ist dann schließlich der Tag, an dem ich mich tatsächlich dazu zwinge, acht Stunden am Stück effektiv zu arbeiten. Um Ablenkungen zu vermeiden, gehe ich in der Regel in einen nahegelegenen Coworking Space in Offenburg, wo ich mir im Vorhinein feste Arbeitszeiten setze, um möglichst produktiv zu sein und meine Aufgaben nacheinander abarbeite.
Entwicklung der Projekte + Einnahmen
Was die eigenen Projekte betrifft, an denen ich momentan arbeite, so habe ich mich mit dem Anbieten von Dienstleistungen und dem Bloggen auf zwei Einnahmequellen fokussiert, die ich im Folgenden kurz anreißen möchte:
Projekte als Freelancer
Da ich ein großer Social Media-Enthusiast bin und seit knapp sieben Jahren darin verwurzelt bin, liegt es nahe, dass ich hierfür Dienstleistungen als Selbstständiger anbiete. So pflege ich aktuell nicht nur für drei Kunden, unter anderem aus der Immobilienbranche, die Social Media-Kanäle, sondern stehe ihnen auch beratend für gewinnbringende Marketingaktivitäten zur Seite.
An die Kunden bin ich glücklicherweise durch Mund-zu-Mund-Propaganda gekommen, ohne Kaltakquise betreiben zu müssen. So hat es sich vor allem in meinem Bekanntenkreis relativ schnell rumgesprochen, dass ich neben meiner eigentlichen Tätigkeit mittlerweile auch als Freelancer unterwegs bis. Die „Stille Post“ führte gar zu zeitlichen Defiziten, sodass ich drei potenziellen Kunden absagen musste.
Das Problem an meinen aktuellen Kunden, besteht nicht etwa darin, dass es mir keinen Spaß diese zu betreuen, sondern vielmehr, dass sie thematisch weit von meiner eigentlichen Passion – dem Sport – entfernt sind. Hinzu kommt, dass ich bis 2011 Sportmanagement studiert habe und den Drang verspüre wieder in diese Richtung gehen zu wollen. Um dies zu erreichen, habe ich mit plusonelike.de eine Website gelauncht, die eben diesen Bezug wiederherstellt.
Erste Schritte als Blogpreneur
Bereits 2008 habe ich mich mit dem Blogvirus infiziert und seitdem insgesamt vier Blogs gegründet, wovon mittlerweile (leider) nur noch drei aktiv sind. Dass ich es damals versäumt habe, meine Blogs frühzeitig zu monetarisieren und vor allem zu optimieren, stimmt mich etwas wehmütig. Die Lust am Bloggen habe ich nie verloren, weshalb es nach so langer Zeit, endlich soweit ist, mit meinen Blogs Geld zu verdienen.
Welche Möglichkeiten es dafür gibt, habe ich vor kurzem im Beitrag Als Blogger Geld verdienen, aber wie? beschrieben. Doch oberste Priorität haben momentan nicht etwa Affiliate-Programme und Partnerschaften, sondern vor allem der Aufbau von Reichweite, um ein langfristiges Blog-Business aufzubauen.
Daher habe ich mir als Ziel gesetzt, mindestens einmal pro Woche einen Beitrag auf meinen Blogs zu veröffentlichen. Während der Fokus, zusammen mit Julian, weiterhin ganz klar auf I Am Digital liegt, stehen mein Reiseblog rucksacktraeger.com und mein Blog danielschoeberl.com über digitales Marketing ebenfalls hoch im Kurs.
Um es aber gleich vorweg zu nehmen, die Blogeinnahmen halten sich doch sehr in Grenzen beziehungsweise werden sie umgehend reinvestiert, um weitere Marketingmaßnahmen für die Steigerung der Reichweite einzuleiten. Doch mein persönlicher Wunsch wäre es natürlich, irgendwann zu einem Blogpreneur zu mutieren und die Haupteinnahmen über das Bloggen zu generieren. Aber bis dahin gibt es noch einiges zu tun.
Hosen runter: Meine bisherigen Einnahmen
Ich habe lange überlegt, ob ich die bisherigen Einnahmen meines Einstiegs in die Teilzeit-Selbstständigkeit veröffentlichen sollte und kam zu dem Entschluss, es zu tun. Denn auch ich freue mich immer wieder über die Offenlegung von anderen Bloggern, da sie einen guten Anhaltspunkt geben und aufzeigen, welche Maßnahmen sinnvoll sind und welche in reine Zeitverschwendung ausarten.
Zwar möchte ich mit meinen Einnahmen als Kleingewerbetreibender nicht zu sehr ins Detail gehen, dich aber dennoch wissen lassen, dass ich mit der bisherigen Entwicklung, die du dem folgenden Screenshot von FastBill entnehmen kannst, mehr als zufrieden bin:
Ein Großteil der oben dargestellten Einnahmen resultiert aus meinen Tätigkeiten als Freelancer. Auch die Blogs spielen einige Euro ein. Allerdings ist dieser Wert überschaubar, was vor allem daran liegt, dass iamdigital.de (seit August 2014) und rucksacktraeger.com (Umzug im März 2014) noch relativ jung sind und danielschoeberl.com hauptsächlich als Expertise gedacht ist und nicht zur Monetarisierung.
Was die Ausgaben betrifft, so habe ich Anfang des Jahres Facebook-Anzeigen zur Fangewinnung im Wert von 100 Euro für meinen Reiseblog geschaltet, woraus knapp 500 Fans resultierten. Die weiteren Kosten ergeben sich unter anderem aus Hosting-Gebühren, dem Erstellen von Visitenkarten, Gewerbeummeldung und anderen Kleinigkeiten. Wie du siehst, braucht es zum Start deines Online-Business nicht wirklich viel Geld, dafür aber umso mehr Zeit.
Vielleicht stellst du dir gerade die Frage, warum ich trotz der steigenden Zahlen weiterhin am Angsthasen-Modus festhalte. Dafür gibt es drei Gründe. Erstens habe ich noch ein bisschen Schiss, um diesen Schritt zu gehen. Zweitens bin ich mit meinem aktuellen Angestelltenverhältnis weiterhin absolut zufrieden und drittens möchte ich bis zum Einstieg ins digitale Nomadentum einen kleinen Puffer an Sicherheiten angesammelt haben, um nicht jede Nacht schweißgebadet wegen Existensängsten aus dem Schlaf gerissen zu werden.
Kein Minimalist, aber minimalistischer
Einhergehend mit meiner Umstellung auf Teilzeit, bin ich Anfang 2015 von einer 100 Quadratmeter großen 2er-Wohngemeinschaft mit zwei Balkons in eine kleine 40 Quadratmeter große Kellerwohnung gezogen. Ich wollte einfach mal testen, wie es für mich ist, minimalistischer zu leben, wobei mich der Umzug in eine kleinere Wohnung indirekt dazu zwang.
Sessel, Sitzsack, Fernseher, Küchentisch, Kleidung und DVDs. All das waren Gegenstände, von denen ich mich bei meinem Umzug verabschiedet habe. Dass es sich komisch anfühlte viele Dinge herzugeben, die einen an besondere Erlebnisse erinnern, brauche ich wohl nicht zu erwähnen. Dass es aber enorm befreiend war auf vieles zu verzichten, schon eher. So ist meine Wohnung mittlerweile nicht mehr vollgestopft, sondern mit dem Notwendigsten ausgestattet. Zwar habe ich mein Eigentum drastisch reduziert, fehlen tut es mir aber an rein gar nichts.
Als Minimalist würde ich mich noch immer nicht bezeichnen, auch wenn ich mein Konsumverhalten durchaus verändert habe, sodass Ansammlungen unwichtiger Luxusgüter mittlerweile tabu sind. Ich kann dir nur raten, dir mal einen freien Tag auszusuchen und bei dir zu Hause ordentlich auszumisten. Es fällt bei manchen Dingen sehr schwer sich davon zu trennen, wirkt aber, wie bereits angesprochen, befreiend. Daher mein Tipp: Unbedingt nachmachen!
Die bisherigen Learnings
Bisher hört sich die Reduzierung meiner Arbeitszeit als Angestellter und der Start in die (Teilzeit-) Selbstständigkeit sehr rosig an. Es gibt allerdings einige Punkte, die das Tanzen auf zwei Hochzeiten weniger angenehm machen und die ich dir nicht vorenthalten möchte, falls du beabsichtigst, einen ähnlichen Weg wie ich einzuschlagen:
- 1,5 zusätzliche Tage sind zu wenig, um sich etwas aufzubauen
Durch die Reduzierung meiner Arbeitszeit von 40 auf 28 Stunden habe ich zwar anderthalb Tage mehr Zeit, jedoch ist diese definitiv zu knapp, um neue Ideen umzusetzen und bestehende Projekte zu pushen. Wer Vollgas geben will, der ist besser bedient, alles auf eine Karte zu setzen.
- Die örtliche Gebundenheit besteht weiterhin
Das eigentliche Ziel eines Digitalen Nomaden, nämlich ortsungebunden zu arbeiten, ist schwer zu erreichen, sofern man wie ich vor Ort in der Agentur oder dem Unternehmen erwartet wird. Zwar nutze ich die langen Wochenenden, um meine Arbeitsplätze zu variieren, wirklich ortsunabhängig bin ich dadurch nicht.
- 60-Stunden-Woche anstatt Gammeln am Wochenende
Freie Wochenenden sind seit meiner Neuausrichtung tabu. Klar könnte ich mir diese gönnen, allerdings würde ich dann entweder meine Freelancer-Kunden vernachlässigen, was zu fehlenden Einnahmen führt, oder Blogprojekte würden komplett still stehen. Das bedeutet, dass ich neben meiner 28-Stunden-Woche im Angestelltenverhältnis ordentlich auf die Tube drücke und mindestens die gleiche Zeit für eigene Projekte aufwende.
- Höhere Intensität bei meiner bisherigen Stelle
Dadurch, dass ich nur noch Teilzeit arbeite, sich der Aufgaben- und Verantwortungsbereich meines 9-to-5-Jobs aber nicht wirklich verringert hat, ist jeder einzelne der 3,5 Arbeitstage intensiver geworden. Die zu erledigenden Aufgaben wurden auf eine kleinere Zeitspanne komprimiert, was sich nicht etwa in purem Stress widerspiegelt, allerdings eine höhere Auslastung als zuvor zur Folge hat.
Wie geht es weiter mit dem Angsthasen?
Die Absicht meinen Job in den kommenden Wochen oder Monaten zu kündigen, habe ich nicht. Vielmehr ist es mein Ziel mir nebenbei in aller Ruhe einen Kundenstamm aufzubauen und die einzelnen Blogs mit Inhalten zu füttern. Neue Ideen werden notiert, aber erst umgesetzt, sobald ich ein paar Nächte darüber geschlafen habe. Denn jede Umsetzung bedeutet gleichzeitig weniger Zeit für laufende Projekte.
Dass ich mit meinem Angsthasen-Modus weiterhin auf der sicheren Seite bin, beruhigt ungemein und ich habe dadurch die Möglichkeit ein bisschen in die Welt der Digitalen Nomaden reinzuschnuppern. Hat die Lust auf ortsunabhängiges Arbeiten Bestand, dann muss ich irgendwann den Absprung in die Selbstständigkeit wagen, zumal sich die nächsten Reiseziele bereits fest in meinen Kopf eingebrannt haben.
Aber wie schon erwähnt, gebe ich mir keinen Stress und bin gespannt, was die kommenden Monate bringen. Bei einem darfst du dir aber sicher sein, nämlich, dass ich dich über mein weiteres Vorgehen auf dem Laufenden halten werde.